Kartierung kleiner Fächer an deutschen Hochschulen

Die Kartierung der kleinen Fächer bildet die Kernaufgabe der Arbeitsstelle Kleine Fächer. Seit Herbst 2019 wird sie dauerhaft durch das Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit (MWG) Rheinland-Pfalz und die Johannes Gutenberg-Universität (JGU) Mainz gefördert. Teil der Kartierung ist es ...

  • kleine Fächer an deutschen Hochschulen in Abgrenzung zu großen Fächern und nicht-selbständigen Teildisziplinen zu identifizieren,
  • den Bestand kleiner Fächer an deutschen Hochschulen kontinuierlich zu dokumentieren (= Kartierung der kleinen Fächer),
  • die Entwicklung kleiner Fächer an deutschen Hochschulen vergleichend zu untersuchen,
  • die Daten und Untersuchungsergebnisse zu den kleinen Fächern digital sowie über Publikationen, Vorträge und Workshops öffentlich zugänglich zu machen.

Über die Kartierung hinaus führt die Arbeitsstelle Kleine Fächer zeitlich befristete Projekte durch, in denen sie zum einen spezifische Forschungsfragen zu den kleinen Fächern vertiefend untersucht und zum anderen den strukturierten Austausch zwischen Fachvertreterinnen und -vertretern, Hochschuladministration, -politik sowie -forschung mit Blick auf zentrale Herausforderungen kleiner Fächer befördert.

Im Rahmen der Förderung durch die Kultusministerkonferenz (KMK) (01.01.2024 bis 31.12.2028) wird die Arbeitsstelle sämtliche genannte Kernaufgaben der Kartierung sowie die im Rahmen vorangegangener Projekte begonnene Erweiterung der Kartierung kleiner Fächer fortführen. Zu nennen ist insbesondere die 2021 erfolgte Aufnahme weiterer Hochschultypen neben den staatlichen Universitäten (Fach-, Kunst- und Musikhochschulen sowie theologische und private Universitäten) in die Kartierung. Die auf Grundlage der Kartierung von der Arbeitsstelle regelmäßig aufbereiteten und bereitgestellten Daten zur Entwicklung kleiner Fächer – insbesondere die geplanten Reports mit Auswertungen auf Bundeslandebene – werden als Wissensbasis für Hochschulen und Hochschulpolitik zur Steuerung der Ausgestaltung der Fächerlandschaft dienen.

Darüber hinaus wird die Netzwerkarbeit zu europäischen Ländern weiterverfolgt, um die Thematik länderübergreifend zu diskutieren und eine vergleichende Perspektive auf die Situation kleiner Fächer in Europa zu gewinnen.

Über die Digitale Akademie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz wird die Weiterentwicklung von Reporting-Funktionalitäten erfolgen sowie die Integration und Verknüpfung des Portals mit nationalen und internationalen Forschungs­informationssystemen  (z.B. NFDI, EOSC).

Abgeschlossene Projekte der Arbeitsstelle Kleine Fächer

Die Kartierung kleiner Fächer in den 1970er Jahren

Die auf die Entwicklung der Massenuniversität zurückgehende Unterscheidung zwischen kleinen und großen Fächern gab zu Beginn der 1970er Jahre Anlass für eine erste Struktur- und Funktionsanalyse der kleinen Fächer an den bundesdeutschen Hochschulen (Hochschulverband 1974/75). Ziel dieser vom Hochschulverband durch­geführten Studie war es, sowohl die spezifischen Probleme als auch die besondere Relevanz der kleinen Fächer herauszustellen. Den Gegenstand der Untersuchung bildeten insgesamt 65 kleine Fächer an 43 bundesdeutschen Universitäten.

 

Die Gründung der Potsdamer Arbeitsstelle Kleine Fächer

Wissenschaftspolitische Organisationen, wie der Philosophische Fakultätentag, haben sich zu Beginn des neuen Jahrtausends verstärkt dem Thema der kleinen Fächer zugewandt und sich für eine erneute Erhebung der Professurenzahlen in den kleinen Fächern eingesetzt. Mit der Erhebung wurde das Ziel verbunden, zukünftige hochschul­politische Planungen auf eine solide Datenbasis stützen zu können. 2007 mündeten diese Initiativen in einer von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Auftrag gegebenen Kartierung der kleinen Fächer an deutschen Universitäten. Diese wurde bis 2012 von der Potsdamer Arbeitsstelle Kleine Fächer unter Leitung von Prof. Dr. Norbert Franz in zwei Förderphasen durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert. Grundlage der Kartierung bildete eine vom Beirat der Potsdamer Arbeitsstelle formulierte Arbeitsdefinition „kleines Fach“, auf deren Grundlage 119 kleine Fächer identifiziert und rückwirkend ab 1997 an 80 staatlichen deutschen Universitäten kartiert wurden. Über die Kartierung hinaus führte die Potsdamer Arbeitsstelle Kleine Fächer eine vertiefende Untersuchung zur Bedeutung des Bologna-Prozesses sowie des Strukturwandels von Hochschulen für die Situation der kleinen Fächer in Deutschland durch (Hochschulrektorenkonferenz 2012).

 

Die Weiterführung der Kartierung durch die Mainzer Arbeitsstelle Kleine Fächer

Nach Abschluss der zweiten Förderphase der Potsdamer Arbeitsstelle Kleine Fächer war die Weiterführung der Kartierung kleiner Fächer zunächst ungewiss. Auf Initiative des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur (MBWWK) wurden im September 2012 sämtliche Kartierungsdaten der Johannes Guten­berg-Universität Mainz (JGU) übertragen und die Mainzer Arbeitsstelle Kleine Fächer eingerichtet. Innerhalb der Universität Mainz ist die Arbeitsstelle Kleine Fächer am Zentrum für Qualitätssicherung und-entwicklung (ZQ) – einer zentralen Einrichtung zwischen Fachbereichen, Hochschulleitung und Verwaltung – angesiedelt. Mittels dieser Verortung kann die Arbeitsstelle Kleine Fächer zum einen auf die Expertise des ZQ im Bereich der Hochschulforschung und des Wissenschaftsmanagements zurückgreifen und zum anderen ihre Aufgaben außerhalb der Organisationsstruktur der Fächer verfolgen.

Die Mainzer Arbeitsstelle Kleine Fächer führt die Kartierung der kleinen Fächer fort, um auch in Zukunft eine empirische Fundierung von hochschulpolitischen Entscheidungen zu den kleinen Fächern an deutschen Hochschulen zu ermöglichen. Meilensteine der letzten Jahre waren zunächst der im Rahmen einer Projektförderung des BMBF (2016-2019) und in Zusammenarbeit mit dem i3mainz - Institut für Raumbezogene Informations- und Messtechnik der Hochschule Mainz sowie der Digitalen Akademie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz erfolgte Aufbau des Online-Portals kleinefächer.de. Im Jahr 2021 konnte, ebenfalls im Zuge eines BMBF-Projektes (2019-2023), die Erweiterung der Kartierung um weitere Hochschultypen (Fach-, Kunst- und Musikhochschulen sowie an theologischen und privaten Universitäten) zusätzlich zu den staatlichen Universitäten umgesetzt werden. Darüber hinaus widmete sich die Projektarbeit kleine-Fächer-spezifischen Fragestellungen wie beispielsweise Gründungs- und Schließungsprozessen. Des Weiteren ist die Netzwerkarbeit mit verschiedenen europäischen Staaten zur Gewinnung einer vergleichenden Perspektive auf die Situation kleiner Fächer in Europa hervorzuheben, namentlich die von der VW-Stiftung geförderte „Deutsch-französische Modellkartierung kleiner Fächer“ (2018-2023), in deren Rahmen eine deutsch-französische Kartierung kleiner Fächer sowie das Konzept für eine europäische digitale Plattform entwickelt wurden.

Literatur

  • Hochschulverband 1974/75: Die Kleinen Fächer. Eine vom Hochschulverband im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft erarbeitete Struktur- und Funktionsanalyse über die Lagen an den Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland. Bd. 1 und 2. Bonn.
  • Hochschulrektorenkonferenz 2012: Ergebnisse eines HRK-Projekts Kleine Fächer an den deutschen Universitäten interdisziplinär und international. Bonn: HRK
  • Kerner, Maximilian; Cramme, Anna; Bahlmann, Katharina; Weik, Jonas Aljoscha; Hoffmann, Stefanie; Briker, Roman; Schmidt, Uwe; Dreyer, Mechthild 2016: Abschlussbericht des Projekts Beitrag und Chancen der "Kleinen Fächer" aus der Internationalisierung - Schwerpunkt Europäisierung - auf die Organisation und die Grundlagen der "Kleinen Fächer". Mainzer Beiträge zur Hochschulentwicklung, Bd. 22. Mainz: Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung (ZQ).
  • Hoffmann, Stefanie; Zimmer, Lena; Bahlmann, Katharina; Haas, Katharina;  Schmidt, Uwe 2018: Bericht zum Stand der Neukartierung kleiner Fächer im Projekt "Erfahrungsaustausch, Vernetzung und Sichtbarkeit kleiner Fächer". Stand 31. August 2018.
  • Hoffmann, Stefanie; Haas, Katharina; Bahlmann, Katharina; Schmidt, Uwe 2019: Bericht zum Stand der Kartierung kleiner Fächer im Projekt "Erfahrungsaustausch, Vernetzung und Förderung der Sichtbarkeit kleiner Fächer". Stand: 30. August 2019.

Die Veröffentlichungen der Arbeitsstelle Kleine Fächer stehen im Bereich Ergebnisse zum Download bereit.

Projektleitung

Prof. Dr. Uwe Schmidt (  18. Dezember 2023 )

Uwe Schmidt leitete seit 2012 die Arbeitsstelle Kleine Fächer. Er war Professor für Hochschulforschung am Institut für Soziologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Leiter des Zentrums für Qualitätssicherung und -entwicklung. Zu seinen Forschungsgebieten gehörten Fragen zur Entwicklung wissenschaftlicher Disziplinen, empirische Hochschulforschung und Evaluationsforschung.

Weitere Informationen zur Person

Dr. Katharina Bahlmann

Katharina Bahlmann leitet seit 2020 die Arbeitsstelle Kleine Fächer und ist seit 2012 als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsstelle Kleine Fächer tätig. Nach einem Studium der Philosophie und Kunstgeschichte hat sie mit einer Arbeit im Bereich der philosophischen Ästhetik promoviert. Im Rahmen der Arbeitsstelle Kleine Fächer gilt ihr Interesse insbesondere den Gründungsprozessen und Entwicklungslogiken von Disziplinen.

Weitere Informationen zur Person

Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen

Annemarie Deser M.A.

Annemarie Deser ist seit März 2023 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsstelle Kleine Fächer. Sie entschloss sich nach ihrem Studium der Kulturanthropologie/Volkskunde, Vergleichenden Sprachwissenschaften und Soziologie einen weiteren Master in Gebärdensprachdolmetschen zu absolvieren. Sie ist neugierig, wie sich Kleine Fächer auf das Profil ihrer Universitäten auswirken und wie sich Wechselwirkungen zwischen Kleinen und Großen Fächern gestalten.

Weitere Informationen zur Person

Dr. Marie-Theres Moritz

Marie-Theres Moritz ist seit Oktober 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsstelle Kleine Fächer. Nach ihrem Studium der Geographie, Soziologie und Kunstgeschichte promovierte sie zum Thema wissenschaftsbasierte Stadtentwicklung. Zu ihren Interessensgebieten in der Arbeitsstelle zählen Gründungsprozesse sowie Promotionsmöglichkeiten kleiner Fächer.

Weitere Informationen zur Person

Hannes Weichert M.A.

Hannes Weichert ist seit September 2021 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsstelle Kleine Fächer. Zuvor war er im Anschluss an ein Studium der Medienwissenschaft als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule der Medien Stuttgart tätig. Im Kontext der Arbeitsstelle stehen hochschulstrategische Prozesse und die Ausdifferenzierung von Studiengängen im Zentrum seines Interesses.

Weitere Informationen zur Person

 

Wissenschaftliche Hilfskräfte

Nathalie Leßmöllmann

Nathalie Leßmöllmann ist seit März 2023 wissenschaftliche Hilfskraft in der Arbeitsstelle Kleine Fächer. Derzeit absolviert sie ein Bachelorstudium der Kulturanthropologie (B.A.) und der Kunstgeschichte (B.A.).

Chiara Stenger

Chiara Stenger ist seit Januar 2019 wissenschaftliche Hilfskraft in der Arbeitsstelle Kleine Fächer. Sie absolvierte ihren Bachelorabschluss (B.A.) in Kulturanthropologie/Volkskunde und Politikwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und studiert aktuell den Masterstudiengang Urbane Geographien (M.A.) an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Soraya Tisch 

Soraya Tisch ist seit April 2024 wissenschaftliche Hilfskraft in der Arbeitsstelle Kleine Fächer. Derzeit absolviert sie ein Bachelorstudium der Soziologie (B.A.) und der Filmwissenschaften (B.A.).