Römische Silbermünze (Denar) für Faustina die Jüngere, Gattin des römischen Kaisers Mark Aurel (161-180 n.Chr.) (Quelle: George Watson. Copyright: Institut für Archäologische Wissenschaften, Abt. II, Goethe Universität Frankfurt am Main)

1. Ihr Fach gehört zu den sogenannten kleinen Fächern. Bitte stellen Sie uns Ihr Fach in wenigen Sätzen vor.

Die antike Numismatik beschäftigt sich mit Münzen und Geld der griechischen und römischen Kulturkreise und deren Randgebiete. Sie untersucht Münzen als Objekte - ihre Ikonografie, ihr Gewicht, ihre Legierung - sowie die Funktionen und den Gebrauch von Münzen und Geld in Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Das Fach hat viele Berührungspunkte mit beispielsweise der Alten Geschichte oder der Archäologie, weist aber eine eigene und deutlich abzugrenzende Quellenanalyse und Fachmethodik auf.

2. Welche Rahmenbedingungen an Ihrem Fachstandort wirken sich wesentlich auf Ihre Lehr- und Forschungspraxis aus? Wie beurteilen Sie diese?

Mein Lehrstuhl ist am Institut für Archäologische Wissenschaften der Goethe Universität Frankfurt eingebettet, diese Tatsache erweist sich für Studierende insofern als hilfreich, als dass die Studierenden (fast) alle eine Einführung in die Numismatik erhalten, was wiederum zu einer Sensibilisierung von Studierenden anderer Fächer für die Numismatik führt. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, sich im Fach Numismatik zu spezialisieren, und zusätzlich erhalten die Studierenden eine Basisausbildung im Bereich der Archäologie. Zugleich eröffnen die vielen Grabungsprojekte des Instituts und die guten Kontakte mit der Denkmalpflege viele interessante Möglichkeiten für gemeinsame Forschungsprojekte. Für die berufliche Zukunft in diesem Bereich ist die Ausbildung in Frankfurt daher von Vorteil.

3. Was spricht Ihres Erachtens dafür oder dagegen, dass Ihr Fach in der Öffentlichkeit und innerhalb des deutschen Hochschulsystems angemessen wahrgenommen wird?

Antike Münzen sind publikumswirksam. Aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu unseren modernen Münzen sind sie "vertraut" genug, um Interesse zu wecken und "fremd" genug, um zu faszinieren. Dass die Numismatik ein eigenständiges Fach mit eigener Fachmethodik ist, ist jedoch weniger bekannt. An deutschen Hochschulen gibt es viele Forscher*innen, die sich mit antiken Münzen beschäftigen, als Fach mit eigenem Lehrstuhl ist die Numismatik aber nur in Frankfurt vertreten.

4. Haben Sie den Eindruck, dass die Vernetzung mit anderen Fächern einen Mehrwert für Ihr eigenes Fach bedeutet?

Die Vernetzung mit u. a. Archäologie und Alte Geschichte ist für die Antike Numismatik unabdingbar, da Münzen und Geld immer im Kontext von Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft der jeweiligen Zeit existieren. Um relevante Fragestellungen zu erarbeiten und Forschungsergebnisse sinnvoll auswerten zu können, ist es nur selbstverständlich, dass sowohl Studierende als auch Wissenschaftler*innen auch mit antiker Geschichte und Archäologie vertraut sein müssen.

5. Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Fachs? Welche Entwicklungen und Herausforderungen zeichnen sich für Sie ab? Was wäre Ihres Erachtens für eine positive Entwicklung Ihres Fachs hilfreich?

Die Numismatik muss noch mehr als bislang deutlich machen, dass sie einen Beitrag zu übergeordneten wissenschaftlichen Fragestellungen z.B. in Bezug auf die Antike leisten kann. So sind z.B. auch aktuelle Fragen zur politischen Kommunikation oder zur wirtschaftlichen Integration innerhalb einer Währungsunion Gegenstand des Faches. Die Analyse von Münzen als Quellengattung bietet viele Möglichkeiten, - nicht nur für Numismatiker. Als Herausforderung sehe ich, dass das Fach den Anschluss zu anderen Disziplinen wahrt. Innerhalb des deutschen Hochschulsystems sollte die Numismatik außerdem ihre Relevanz noch deutlicher betonen. Ein positiver Aspekt des Faches ist die kleine Fachcommunity, die den Kontakt der Fachvertreter*innen untereinander vereinfacht. Die erfolgreiche nationale sowie internationale Vernetzung und Zusammenarbeit ermöglicht, das beispielsweise numismatische Sammlungen zügig erschlossen und Handbücher in digitaler Form verfügbar gemacht werden können. So konnte die antike Numismatik in den letzten Jahren innerhalb der Altertumswissenschaften eine Vorreiterrolle im Bereich Digitalisierung und Online-Datenbanken einnehmen (z.B. numid-verbund.de). Die Aufgabe des Faches ist es nun, diese Daten zu analysieren und auszuwerten. Die Verantwortung dafür bleibt den Numismatikern vorbehalten, die mit der entsprechenden Methodik die Beantwortung der aufkommenden Forschungsfragen erarbeiten können.

Fleur Kemmers wurde 2010 auf die Lichtenberg-Nachwuchsprofessur "Münze und Geld in der griechisch-römischen Antike" an der Goethe Universität Frankfurt am Main berufen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Funktionen und Benutzung antiker Münzen und die Auswirkungen dieser auf Menschen, ebenso die Fundnumismatik, Münzen als Kommunikationsmedium sowie metallurgische Aspekte von Münzen. Außerdem wirkt sie am Forschungsprojekt NUMiD mit (über welches Sie hier einen Beitrag finden). Weitere Informationen finden Sie unter uni-frankfurt.de/FKemmers.