Pompeii ((c) Pascal Ohlmann über pixabay)
Universitäre Lehre ist ein Vexierbild akademischer Fächer. In ihr spiegelt sich, was ein Fach als seine Traditionen versteht und als zentrale Gegenstände, Methoden und Theorien ausmacht. In ihr werden aber auch Neuerungen erprobt, fachinterne und -externe Impulse verhandelt und die Weichen für den Nachwuchs gestellt, an den Hochschulen wie auch in außeruniversitären Berufsfeldern und in der Gesellschaft. Die Veranstaltungsreihe möchte die altertumswissenschaftliche Lehre im deutschsprachigen D-A-CH-Raum in den Blick nehmen, ihre aktuellen Rahmenbedingungen umreißen, Herausforderungen und Lichtblicke bilanzieren und Prognosen für die Fächer und deren Lehre wagen.
Alle Altertumswissenschaften stehen vor einer komplexen Gemengelage: Parallel zum Bologna-Prozess fusionierten einige Institute entweder innerhalb der Altertumswissenschaften oder mit anderen Nachbardisziplinen der Archäologie, Geschichts-, Literatur- und Kulturwissenschaften. Fachliche Verschiebungen trugen dazu bei, dass die Schnittmengen mit den naturwissenschaftlich-technischen Fächern und den Digital Humanities akzentuiert und teilweise in Studiengänge überführt wurden. Der allgemeine Trend zu Interdisziplinarität wurde über die Einführung von Verbundstudiengängen und in Deutschland im Zuge der Exzellenzinitiative im universitären Betrieb und der akademischen Sozialisation weiter befördert; die Internationalisierung hat scheinbar festgefügte Fachverständnisse und Fachtraditionen verschoben.
Rückwirkungen dieser Prozesse auf den Zuschnitt und die Identität der einzelnen Fächer bleiben naturgemäß nicht aus. Zudem sehen diese sich mit grundlegenden äußeren Forderungen konfrontiert. Die unzureichende Auslastung zahlreicher MA-Programme – zuletzt vom Rechnungshof Baden-Württemberg moniert (2024) – wird gerade von „kleinen Fächern“ kreative Antworten verlangen. Gleichzeitig sind die Forderungen von Studierenden und anderen Akteur*innen, neue Themen und Kompetenzen in der akademischen Ausbildung verstärkt abzubilden, mittlerweile unüberhörbar laut, so etwa mit dem Plädoyer der Leopoldina (2024), den Kulturgutschutz in die archäologischen Studienprogramme mit einzubeziehen und hierfür mit außeruniversitären Partnern zu kooperieren. Diese Stimmen pochen unter anderem darauf, dass ein altertumswissenschaftliches Studium auf eine Vielzahl an Berufsfeldern vorbereiten soll, die neben den universitären Arbeitsmarkt getreten sind. Zugleich wollen und müssen die Fächer Themen und Zugänge bewahren, die gegenwärtig wenig Beachtung finden, jedoch zukünftig wieder an Relevanz gewinnen könnten.
Die Veranstaltungsreihe richtet sich gleichermaßen an Lehrende und Studierende der altertumswissenschaftlichen Fächer, aber auch an alle, die mit der Entwicklung und dem Management der einschlägigen Studiengänge betraut sind, sowie an Interessierte aus der Hochschuldidaktik und Lehr- und Lernforschung. Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, zur Entwicklung und Zukunft der Lehre der altertumswissenschaftlichen Fächer in einen konstruktiven Dialog zu treten, Herausforderungen und Chancen zu beleuchten, Anregungen zu neuen Lehrformaten auszutauschen und die Vernetzung altertumswissenschaftlicher Fächer im deutschsprachigen D-A-CH-Raum zu befördern.
Die Fächerfamilie der Altertumswissenschaften verstehen wir dabei in einem betont weiten Sinn und hoffen insbesondere auf Stimmen aus folgenden Fächern: Ägyptologie, Altamerikanistik, Altorientalistik, Alte Geschichte, Archäoinformatik, Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, Archäometrie, Biblische Archäologie, Byzantinistik, Christliche Archäologie, Islamische Kunstgeschichte und Archäologie, Gräzistik, Historische Grundwissenschaften, Keltologie, Klassische Archäologie, Koptologie, Latinistik, Mittellatein und Neulatein, Numismatik, Papyrologie, Provinzialrömische Archäologie, Ur- und Frühgeschichte, Vorderasiatische Archäologie.
Um den aufgeworfenen Themen nachzugehen und Perspektiven verschiedener Akteur*innen einzubeziehen, gliedert sich die Veranstaltungsreihe in fünf thematische Blöcke:
Termin: Donnerstag, 30.10.2025, 14.00–16.00 Uhr
Der erste Veranstaltungsblock beleuchtet den Stand und die Entwicklung der altertumswissenschaftlichen Fächer bzw. Studienangebote aus der Außen- und Innenperspektive. Die Beiträge sollten einen Überblick geben und sich nicht auf einen einzelnen Fachstandort beschränken.
Mögliche leitende Fragen für Beiträge sind:
Termin: Dienstag, 18.11.2025, 10.00–12.00 Uhr
Der zweite Veranstaltungsblock sammelt Stimmen zur Frage, welche Gegenstände, Methoden und Kompetenzen in den gegenwärtigen Studienprogrammen unterbelichtet bleiben, welche Anforderungen verschiedene Berufsfelder und außeruniversitäre Arbeitsmärkte mit sich bringen und wie in der akademischen Ausbildung unter den gegebenen Rahmenbedingungen hierauf reagiert werden kann.
Mögliche leitende Fragen für Beiträge sind:
Termin: Montag, 8.12.2025, 14.00–16.00 Uhr
Im dritten Veranstaltungsblock richtet sich der Blick auf konkrete Fallbeispiele aus der Lehre, die mit Neuerungen experimentieren, die Balance mit Fachtraditionen suchen, Interdisziplinarität leben oder gezielt Anforderungen des Arbeitsmarktes in die akademische Ausbildung einbetten.
Mögliche leitende Fragen für Beiträge sind:
Termin: Mittwoch, 14.01.2026, 10.00–12.00 Uhr
Der vierte Veranstaltungsblock stellt verschiedene Formen der Vernetzung in den Mittelpunkt und fragt nach zugrundeliegenden Strategien sowie Implikationen, Herausforderungen und Potenzialen für die Lehre in den altertumswissenschaftlichen Fächern.
Mögliche leitende Fragen für Beiträge sind:
Termin: Donnerstag, 29.01.2026, 14.00–16:30 Uhr
Ein abschließender fünfter Veranstaltungsblock wird die zentralen Inhalte der vorangegangenen Veranstaltungen über eine Podiumsdiskussion zusammenführen und übergreifende Ergebnisse formulieren.
Die Veranstaltung findet digital über Zoom statt. Erbeten sind Vorträge in einer Länge von zehn Minuten, gefolgt von fünf Minuten für Verständnisfragen direkt im Anschluss an den jeweiligen Vortrag und einer übergreifenden Diskussion aller Vorträge des Blocks im Umfang von ca. 45 Minuten.
Wir freuen uns über die Einreichung von Abstracts im Umfang von bis zu 300 Wörtern und bitten um Angaben zum geplanten Vortrag (Titel, Zuordnung zu Block 1–4) und zur Person (Name, Einrichtung, Fachzuordnung). Bewerbungen per E-Mail an kleinefaecher(at)uni-mainz.de sind bis 7. April 2025 möglich. Die Rückmeldung auf die Bewerbungen erfolgt bis Mitte Mai 2025. Bis Mitte Juni 2025 wird das finale Programm veröffentlicht.
Die Erträge der Veranstaltungsreihe sollen unter Beteiligung interessierter Referent*innen in einem gemeinsamen Zeitschriftenbeitrag dokumentiert werden. Zudem bietet das Portal Kleine Fächer (kleinefaecher.de) die Möglichkeit, einzelne Beiträge und Best-Practice-Beispiele aus der Lehre online zu publizieren.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte gerne an die oben genannte E-Mail-Adresse.
Dr. Katharina Bahlmann (Arbeitsstelle Kleine Fächer, Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Dr. Matthias Hoernes (Institut für Klassische Archäologie, Universität Wien)
Prof. Dr. Peter Kruschwitz (Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik, Universität Wien)
Hannes Weichert M.A. (Arbeitsstelle Kleine Fächer, Johannes Gutenberg-Universität Mainz)